Ich möchte heute von einer neuen Aufgabe von mir berichten: Ich bin erstmals Mitglied in einer Enquetekommission, und zwar zum Thema „Chancengleichheit in der Bildung“ und weil ich mir vorstellen kann, dass nicht jeder genau weiß, was das ist, will ich es hier einmal erklären:
Eine Enquetekommission ist ein Sondergremium neben dem üblichen, parlamentarischen Tagesgeschäft. Jede Fraktion darf einmal in der Legislaturperiode eine Enquetekommission zu einem Thema beantragen. Wie man schon erahnen kann, kommt der Ausdruck „Enquete“ aus dem Französischen und bedeutet „Untersuchung“ oder „Befragung“ – und genau darum geht es bei unserer Arbeit in dem Gremium. So darf jede Fraktion beispielsweise eine Expertin oder einen Experten benennen, die befragt werden. Das können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen oder Verbänden sein.
Eine Enquetekommission läuft über eine Legislaturperiode, etwa 2-4 Jahre. Am Ende wird dann ein ausführlicher Bericht mit den gewonnenen Erkenntnissen und Schlussfolgerungen eingereicht. Bei unserem Thema, Chancengleichheit in der Bildung, geht es darum, herauszufinden, wie das Leben von Schülerinnen und Schülern in der Zukunft aussieht und welches Wissen ihnen vermittelt werden muss. Um hier auch Kinder und Jugendliche mit einzubeziehen, und uns ein Bild von realen Bedingungen zu machen, bleiben wir nicht nur in unserem Besprechungsraum im Landtag, sondern gehen auch raus und besuchen Schulen aller Art.
Übrigens: Eine Enquetekommission tagt nicht öffentlich. Eine sehr angenehme Arbeitsform, denn der Aspekt der Presse und Öffentlichkeit fällt bei der Arbeit und in Diskussionen mit anderen Fraktionen weg.
Am vergangenen Dienstag haben wir im Schulausschuss eine große Anhörung zum Thema Chancengleichheit für Kinder mit Lese-Rechtschreibstörung (LRS) und Rechenschwäche (Dyskalkulie) durchgeführt. Bei der Lese- und Rechtschreibstörung handelt es sich um Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben, es werden beispielsweise Buchstaben ausgelassen, hinzugefügt oder vertauscht. Das beeinflusst dann nicht nur den Deutschunterricht, sondern auch andere Schulfächer. Für betroffene Kinder eine echte Herausforderung. Insgesamt ist festzustellen: Es fehlt uns weniger an Erkenntnissen, wir müssen endlich die richtigen Maßnahmen umsetzen.
Um diesen Kindern zu helfen, müssen Lehrkräfte in der Lage sein, betroffene Schülerinnen und Schüler zu identifizieren und individuell zu fördern. Daher sind wir der Meinung, dass LRS und Dyskalkulie in der Lehrerausbildung stärker verankert werden sollten. Außerdem müssen auch für Dyskalkulie Nachteilsausgleiche gewährt werden, um zu vermeiden, dass betroffene Schülerinnen und Schüler durch schlechte Noten entmutigt werden. Abgesehen von wichtigen Angeboten zur Sprachtherapie, die von Schulen unbedingt angeboten werden müssen, brauchen wir zudem Beratungsstellen für Betroffene, Eltern und Lehrer – denn Eltern sind unverzichtbar, wenn es darum geht, ihre Kinder beim Lernen zu unterstützen und mit Lehrkräften und Fachleuten zusammenzuarbeiten. Auch sie brauchen also eine Hilfestellung, um ihr Kind optimal fördern zu können.
Chancengerechtigkeit für alle Kinder ist unser Ziel, und wir müssen sicherstellen, dass jedes Kind die Unterstützung erhält, die es braucht. Dazu ist es unverzichtbar, dass wir die Grundvoraussetzungen nachhaltig verbessern. Wichtig ist: Betroffene Kinder sind nicht weniger intelligent oder faul – sie sind lediglich gezwungen, einen anderen Weg zu gehen und wir sind in der Verantwortung, ihnen diesen zu ebnen.
Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends für vierte Klassen zeigen einen alarmierenden Abwärtstrend in den Basiskompetenzen. Besonders im Fokus stehen die Lesekompetenzen, bei denen jedes fünfte Kind in Nordrhein-Westfalen den Mindeststandard nicht erreicht. Klar ist jedoch: Sprachkompetenzen sind Schlüssel zur Teilhabe: Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass wir die Schülerinnen und Schüler hier bestmöglich unterstützen.
Schulministerin Feller plant nun, mit einem Screening die Sprachkompetenz von Kindern zu erfassen, bevor sie eingeschult werden. Das Problem: Hier wird ein Sprachscreening pressewirksam angekündigt, von dem niemand weiß, was dieses überhaupt beinhalten soll. Gerade bei den Schulen, die diese Maßnahme am Ende umsetzen müssen, sorgt das für große Verunsicherung.
Als FDP-Fraktion NRW fordern wir ein ganzheitliches Konzept für eine kindgerechte Sprachförderung in NRW. Dazu braucht es in erster Linie eine bessere Kommunikation der Zuständigkeiten untereinander. Anstatt neue, unausgearbeitete Pläne zu präsentieren, sollten vielmehr bestehende Strukturen besser genutzt werden. Würden die wertvollen Ergebnisse der bereits existierenden Sprachstandserhebungen bei den Grundschulen ankommen, so bräuchten wir auch kein neues Sprachscreening.
Es steht außer Frage, dass wir die frühkindliche Sprachbildung fördern müssen, um unseren Schülerinnen und Schülern die besten Chancen zu ermöglichen. Doch dazu brauch es keine unüberlegten Ankündigungen, sondern ein strukturiertes Konzept, bei dem alle mitgenommen werden.
Mal wieder hat die AfD-Fraktion in NRW einen Antrag geschrieben, bei dem man sich wundern muss. Diesmal geht es um männliche Lehrkräfte an Grundschulen. Zunächst sei gesagt: Es ist durchaus richtig, dass es immer mehr weibliche Lehrkräfte gibt. Und auch die Feststellung, dass Mädchen in der Schule besser abschneiden als Jungen, ist richtig.
Die Schlussfolgerungen, die daraus allerdings dann gezogen werden, sind völlig konfus. Im Antrag wird behauptet, dass die männlichen Schüler in der Schule besser abschneiden würden, würde es mehr männliche Lehrer geben. Heißt im Klartext: Die Jungs können nichts von Frauen lernen. Das ist nicht nur platt, sondern auch wissenschaftlich widerlegt.
Wir haben uns genau angeschaut, auf welche Studie sich die AfD in ihrem Antrag bezieht und auch den verantwortlichen Professor dazu befragt. In seiner Stellungnahme macht er deutlich: Es lernen weder Jungs besser von Männern noch Mädchen besser von Frauen. Die durchschnittlich schlechtere Leistung von Schülern, liegt an deren Prioritäten und Verhalten gegenüber Gleichaltrigen, beispielsweise mit Blick auf das Verfassen von Hausaufgaben.
Fest steht: Wir brauchen mehr Lehrkräfte. Dabei ist es aber völlig egal, ob diese männlich, weiblich oder divers sind. Wir haben einen enormen Lehrkräftemangel und können uns solche überflüssigen Debatten nicht leisten. Besonders dann nicht, wenn sie aus wissenschaftlicher Perspektive völlig absurd sind.
Vergangene Woche hat Björn Höcke von der AfD in einem Fernsehinterview mit sehr kontroversen Aussagen zum Thema Inklusion auf sich aufmerksam gemacht- Aussagen, denen ich natürlich nicht zustimme.
Inklusion ist kein Ideologieprojekt, Inklusion ist ein Menschenrecht. Das haben wir uns nicht in Deutschland so überlegt, sondern das wurde von den Vereinten Nationen in der UN-Behindertenkonvention so festgelegt. Alle Menschen mit Behinderung, alle Kinder und Jugendliche, haben das Recht auf den Zugang zu einem inklusiven Schulsystem. In Deutschland haben wir sogar zwei Systeme: Die Förderschulen und das gemeinsame Lernen, bei dem wir Kindern mit Behinderungen ermöglichen, auf eine Regelschule zu gehen. So können Familien die für ihr Kind beste Schulform finden und das Kind bestmöglich fördern.
Die Förderschulen sind auf einzelne Förderschwerpunkte spezialisiert. Hier wird genau auf die Bedürfnisse des Kindes und der jeweils bestehenden Behinderung eingegangen. Damit sind Förderschulen großartige Inklusionsermöglicher. Beim gemeinsamen Lernen dagegen können sich die Kinder gemeinsam entwickeln und voneinander profitieren. Aber selbstverständlich ist die Wahl der Schule eine sehr individuelle Entscheidung. Nicht jedes Kind ist auf jeder Schule gleich gut aufgehoben. Manche Kinder brauchen das gemeinsame Lernen und können gut mithalten, andere Kinder brauchen die spezielle Förderung auf einer entsprechenden Schule.
Was uns wichtig ist, ist eine Durchlässigkeit zwischen beiden Systemen. Wer sich zunächst für das gemeinsame Lernen entscheidet, muss beispielsweise die Schule wechseln können, wenn sich doch ein anderer Bedarf abzeichnet. Und wer sich erstmal für eine besondere Förderung entschieden hat, darf deshalb nicht konsequent vom gemeinsamen Lernen ausgeschlossen werden. Bei entsprechender Entwicklung muss ein Wechsel zu jedem Zeitpunkt möglich sein.
Jedes einzelne Kind ist individuell und hat unterschiedliche Stärken und Schwächen. Deswegen müssen wir auch bei der schulischen Bildung verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung stellen. Die Förderschulen und das gemeinsame Lernen sind zwei tolle Systeme, die wir weiter stärken müssen, um eine optimale Inklusion zu gewährleisten.
Heute hat die Auftaktpressekonferenz der Schulministerin zum neuen Schuljahr in NRW stattgefunden- und wieder mal bin ich sehr enttäuscht.
Schon vor den Ferien haben wir über die schulpolitischen Probleme, vor denen wir in NRW stehen, aufmerksam gemacht. Der Lehrkräftemangel stellt Lehrerinnen und Lehrer täglich vor besondere Herausforderungen, gleichzeitig ergreift die Ministerin nicht nachvollziehbare Maßnahmen, die dem Lehrpersonal den Alltag zusätzlich erschweren und den Lehrerberuf immer unattraktiver machen.
Für viele Betroffene besonders belastend: Die plötzlichen Abordnungen von Lehrerinnen und Lehrern an andere Schulen, deren Sinnlosigkeit die Ministerin in der heutigen PK doch tatsächlich selbst eingeräumt hat: Zum einen stellt sie fest, dass damit natürlich dem Lehrkräftemangel nicht geholfen ist. Schon da fragt man sich also: Wozu dann der Aufwand? Zum anderen erklärt sie, dass es beispielsweise Fälle gibt, wo Lehrkräfte aus dem Münsterland ins nördliche Ruhrgebiert versetzt werden, nur damit dann deren Stellen am alten Arbeitsplatz im Münsterland wieder neu besetzt werden. Es werden also Lehrkräfte völlig ohne Sinn durchs Land verschoben. Warum besetzt man denn nicht direkt die offenen Stellen im Ruhrgebiet mit frisch ausgebildeten Lehrkräften? Gleichzeitig beschränkt sie das alles auf zwei Jahre, auch das ist nicht nachzuvollziehen. Insgesamt ein völlig überflüssiges Durcheinander, unter dem ganze Kollegien und nicht zuletzt Schülerinnen und Schüler leiden.
Ein neues Schuljahr in NRW beginnt, doch leider ist das für viele Lehrkräfte nicht nur mit Freude verbunden, was sehr schade ist. Ich werde natürlich dranbleiben, denn der Arbeitsplatz Schule liegt mir sehr am Herzen. Als FDP- Fraktion haben wir hier einen großen Antrag geschrieben, um die Bedingungen zu verbessern und mehr Personal an die Schulen zu holen (https://lnkd.in/eszE__EJ). Der Lehrerberuf muss attraktiv sein- nicht nur, damit wir den Nachwuchs dafür begeistern können, sondern auch, damit unsere Lehrkräfte nicht aus schlichter Verzweiflung kündigen.
Ich bin der Meinung, dass die Rückkehr zum Staatsexamen nicht der richtige Weg ist. Das Lehramtsstudium ist – ob mit dem Ziel Bachelor/Master oder Staatsexamen – ein viel zu theorielastiges Studium, das die Studierenden erst sehr spät auf die Praxis in der Schule vorbereitet. Die Studierenden haben gerade in den frühen Phasen des Studiums kaum Gelegenheit, ihre Fähigkeiten in der Praxis anzuwenden. Daran würde die Rückkehr zum Staatsexamen auch nichts ändern.
Wir Freie Demokraten fordern stattdessen, das Lehramtsstudium in ein berufsintegriertes Studium umzuwandeln, um Theorie und Praxis schon früh und besser zu verbinden. Die Studierenden lernen an der Hochschule die theoretischen Grundlagen und absolvieren gleichzeitig Praxisphasen in Schulen. Dadurch werden sie auf die Herausforderungen des Unterrichts in der Praxis vorbereitet und können das Gelernte schon früh anwenden. Außerdem ist die Hilfe durch Studierende in den Schulen in Zeiten des Lehrkräftemangels ein positiver Nebeneffekt. Wie in anderen berufsintegrierten Studiengängen haben wir dann aber auch die Erwartung einer Vergütung. Auch das würde das Lehramtsstudium deutlich attraktiver machen!
Momentan hat die Schulministerin in NRW „Matsch am Paddel“, was die IT-Probleme bei ihrem Landesinstitut QUA-LiS angeht. Nun ist Unglaubliches herausgekommen: Der WDR hat berichtet, dass QUA-LiS schon im September 2022 (!) das Schulministerium schriftlich über massive IT-Probleme informiert hat! Sie haben einen förmlichen „Hilferuf“ an Feller versandt, es bestehe dringender Handlungsbedarf, um das Internet-Angebot rechtskonform, technisch sicher, barrierefrei und zielgruppengerecht zu gestalten. Das Schreiben habe die Ministerin bis heute nicht beantwortet.
Darüber ärgere ich mich sehr! Dazu kommt nämlich, dass Schulministerin Feller noch in der Fragestunde am 3. Mai 2023 im Landtag behauptet hat, erst „vor knapp zwei Wochen“ von den IT-Problemen bei der QUA-LiS erfahren zu haben. Diese Aussagen stehen im Widerspruch zueinander. Es steht der Verdacht im Raum, dass die Ministerin das Parlament nicht wahrheitsgemäß informiert hat!
Angesichts dieser Diskrepanz habe ich eine „Dringliche Frage“ eingereicht, die die Ministerin in der Schulausschusssitzung am Mittwoch beantworten muss: Wie hat das Schulministerium auf den schriftlichen „Hilferuf“ der QUA-LiS im September 2022 reagiert?
Es ist von großer Bedeutung, dass wir Klarheit über die Vorgänge und Kommunikation des Ministeriums erhalten. Transparenz und Verantwortlichkeit sind essenziell, um das Vertrauen in die Politik und demokratische Prozesse zu stärken. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass Ministerin Feller stattdessen mit der QUA-LiS einen Sündenbock schaffen will, um von ihrer politischen Verantwortung abzulenken. Das lassen wir nicht zu!
Heute musste der Schulausschuss im Landtag NRW „nachsitzen“ – die Ergebnisse der IGLU- und IQB-Studie sind zu erschreckend. Ein Viertel der Viertklässlerinnen und Viertklässler in Deutschland erreicht nicht die Standards im Bereich Lesekompetenz. Diese alarmierende Situation erfordert dringendes Handeln von uns – darüber haben wir heute vor der Plenarsitzung zwei Stunden in einer Sondersitzung diskutiert.
Unser größtes Problem: Alle Maßnahmen in der Schulpolitik brauchen grundsätzlich ein paar Jahre, bis sie sichtbar werden. Doch das sollte niemals dazu führen, dass die Politik die Hände in den Schoß legt. In Nordrhein-Westfalen hatten wir als Freie Demokraten 2020 den Masterplan Grundschule eingeführt. Unter anderem haben wir darin
– Lesen, Schreiben und Rechnen gestärkt – Einen verbindlichen Grundwortschatz eingeführt – Die unsägliche Methode „Lesen durch Schreiben“ (auch bekannt als „Schreiben nach Gehör“) mit Anlauttabellen und ohne Rechtschreibkorrektur abgeschafft
Doch wir dürfen nicht stehenbleiben, sondern müssen weitere Schritte unternehmen, um das Fundament für eine erfolgreiche Bildung in den Grundschulen zu legen.
Unsere Grundschulen benötigen dringend mehr Personal, um eine optimale Betreuung und Förderung der Kinder zu gewährleisten. Das gilt für pädagogisches Personal wie Lehrkräfte wie auch für nicht-pädagogisches Personal wie Schulverwaltungsassistenz. Bei diesem großen Fachkräftemangel ist es dringend an der Zeit, den Arbeitsplatz Schule attraktiver zu gestalten und nicht noch Daumenschrauben anzuziehen. Wir kritisieren insbesondere, dass Schulministerin Feller die Teilzeit für Lehrkräfte einschränken und sie bis zu 50km weit an andere Schulen versetzen will. Das ist absolut kontraproduktiv, wenn wir talentierte Lehrkräfte gewinnen und langfristig an unser Bildungssystem binden möchten. 800 Lehrkräfte haben letztes Jahr gekündigt – diesen Trend müssen wir dringend stoppen. Dafür tut die Schulministerin nichts!
Es ist unumgänglich, dass wir unsere Grundschulen nachhaltig stärken und auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler ausrichten. Die Ergebnisse der Studien sind ein Weckruf für uns alle, um gemeinsam daran zu arbeiten, dass jedes Kind die bestmögliche Bildung erhält. Unser Ziel ist es, dass jedes Kind mit seinen Talenten gefördert wird und in ein glückliches, selbstbestimmtes Leben führen kann.